Die aktuelle Situation hat viele von uns ohne Vorwarnung ins Homeoffice katapultiert. Anfangs ist es wie Segeln wollen, ohne zu wissen, wie man ein Segel trimmt. Plötzlich fließt ein ganzer Arbeitstag zu Hause ohne Pausen, sofern wir sie nicht bewusst setzen. Es gibt keine Zu- und Abreise ins Büro, der dem Tag natürliche Grenzen im Sinne eines Anfangs und eines Endes verleiht. Die ersten Messages kommen schon vor und die letzten erst weit nach den üblichen Bürozeiten. Lebenspartner und Kinder sind allgegenwärtig und haben ihre eigenen Aufgaben zu bewältigen. Die tägliche Versorgung muss gesichert werden. Es ist viel auf einmal.
Doch mit der Zeit kommt frischer Wind herein. Mit zunehmender Frühlingswärme beginnt auch unsere eigene digitale Welt zu erwachen. Anfangs unsicher und mit kleinen Fehlern und Pannen beginnen Collaboration-Tools und Video-Konferenzen zunehmend natürlich für uns zu werden. Wir sind überrascht, wie viel auf diesem Wege möglich ist. Der gegebene Anlass mindert unsere Hemmschwelle und zwingt uns aus der Komfortzone.
Wir lernen, dass es auch in der virtuellen Welt Moderation braucht und wir mit einem guten Einstieg in das Meeting eine produktive Atmosphäre schaffen können. Eine kurze Wortmeldung je Teilnehmer*in über ein kürzlich erlebtes Highlight zu Beginn beispielsweise, zeigt rasch, wer anwesend ist und erhöht die Energie bei allen. Etwas, was wir vielleicht dann übernehmen werden, wenn wir uns wieder in einem Sitzungszimmer physisch gegenübersitzen werden. In virtuellen Besprechungen ebenso professionell aufzutreten, durch entsprechende Kleidung beispielsweise, sowie die Sicherung von Ergebnissen in einem Chatverlauf, werden für uns zur neuen Praxis mit vertrauten Elementen.
Der Stresspegel sinkt, nachdem wir unseren Arbeitstag passend strukturieren, auf unsere Energie- und Leistungsfähigkeit achten und Zeiten einhalten, zu denen auch das Homeoffice geschlossen bleibt. Eine neue Selbstbestimmung und Selbstverantwortung tun uns gut. Der Fokus auf Wesentliches ist geschärft, Nice-to-have-Meetings werden weniger.
Als Mitarbeiter*in gelingt es uns, trotz räumlicher Distanz, Präsenz bei unserem Vorgesetzten zu zeigen und unsere Leistungen sichtbar zu machen. Als Führungskraft liegt der Fokus auf der Begleitung und Anleitung des Teams in die neue Arbeitsweise. Fixe Zeiten des Austausches wie ein Daily Stand-up aus den agilen Arbeitsformen stellen einen wirkungsvollen Schulterschluss sicher.
Spielerisch nehmen wir Fahrt auf in der virtuellen Welt, wir experimentieren mit Online-Workshops und digitalen Kaffeepausen. Digitale Bildungsangebote bringen uns weiter. Inhalte werden z. B. über Videos und Podcasts, Online-Artikel und Blog-Inhalte erschlossen und innerhalb unserer Teams weitergegeben. Digitale Unterstützung erfahren wir über technische Möglichkeiten wie virtuelle Whiteboards oder adhoc-Umfragen, die oft sogar kostenlos online genutzt werden können.
Wir sind ein wenig stolz auf unsere neu erworbenen Kompetenzen und unseren erweiterten Horizont. Und auch der Spaßfaktor kommt nicht zu kurz, wenn wir unser Aussehen in manchen Video-Calls mit Apps so verändern, dass wir virtuelle Hüte tragen oder unseren Hintergrund in eine Wüstenlandschaft verändern. Geburtstage werden noch immer gefeiert, mit Bildern und Symbolen und einem von Herzen gesungenen Happy Birthday über das Netz. Wir sind getrennt und doch vereint.
Wir werden gestärkt aus der Situation herausgehen, wenn wir uns schrittweise wieder in unseren Büroräumen einfinden werden. Vielleicht wird in Zukunft ein höherer Anteil an Homeoffice bleiben. Dann haben wir an Flexibilität gewonnen und mehr Wahlfreiheit. Wir haben in dieser Zeit unseren eigenen Digitalisierungsgrad erhöht. Nach den stürmischen Zeiten allein auf hoher See, können wir die erworbenen Schätze bergen und von unseren Erlebnissen berichten.
#change #flexibleworking
Verfasserin:
Waltraud Ferz-Steinbauer; Trainerin, Beraterin, Coach bei Coverdale Managementberatungs und ‑trainings Ges.m.b.H.