Das hat Gründe – aber keiner davon hat mit geringeren Fähigkeiten zu tun.
Startups sind wichtige Treiber für Wirtschaftswachstum und technologischen Wandel und Österreich hat zweifelsohne eine innovative und lebendige Startup-Szene. Auffallend ist jedoch der immer noch geringe Anteil an Startup-Gründerinnen- da liegt Österreich unter dem EU-Durchschnitt. Laut dem Austrian Startup Monitor 2020 liegt der Anteil von Gründerinnen bei gerade einmal 18 Prozent, über 35 Prozent der Startups haben zumindest eine Frau im Gründungsteam. Doch sind Frauen einfach generell gründungsmüder? Ganz klar: Nein! Doch sehen sich Frauen oft mit anderen und mehreren Hindernissen konfrontiert als Männer in der Startup-Szene
Der Austrian University Female Founders Report 2016, stellte in einer Umfrage unter Gründerinnen und Frauen, die planen, bald zu gründen, folgende Hindernisse dafür fest:
- Die Vereinbarkeit von Familie und Gründung
- Zu wenig Erfahrung
- Zu wenig Know-how (betriebswirtschaftliches und rechtliches Wissen)
- Zu wenige Gründerinnen-Netzwerke
- Fehlende finanzielle Mittel
- Fehlender Mut
- Angst vor der Ungewissheit
- Zu wenig Pitching- und Verhandlungs-Skills
Weitere Hindernisse, die ich von meinen Interviewpartnerinnen (Podcast Lunch Break Stories- Der Podcast für Gründerinnen und alle, die es werden wollen) oft zu hören bekomme, sind überwiegend männliche Investoren und Business Angels, die größtenteils bevorzugt in von Männern geführte Startups investieren und fehlende weibliche Vorbilder in der Startup-Szene. Umfragen und Studien zufolge schätzen sich Frauen außerdem selbst schlechter ein als Männer. Sie zweifeln öfters an ihren eigenen Kompetenzen und fühlen sich nicht mutig und risikobereit genug. Die Gründe warum nach wie vor weniger Frauen als Männer ein Startup gründen sind auch gesellschaftlich bedingt.
Mögliche Lösungsansätze
Wünschenswert wäre es bereits in der Schule einen Raum dafür zu schaffen Mädchen zu ermutigen in die Gründerbranche einzusteigen. Die meisten Schülerinnen (und auch Schüler) haben, sofern sie nicht aus einer Unternehmerfamilie stammen, wenig bis keine Berührungspunkte mit Startups und ziehen den Karriereweg als Gründer*in meistens nicht in Erwägung. Die Vermittlung des nötigen Knowhows und ganz praktische Einblicke in die Arbeitswelt von Unternehmen und Startups würden bestimmt nicht nur die Frauenquote in diesem Bereich, sondern auch die Gründerquote allgemein steigern. 😉
Ein weiterer Ansatz wären mehr weibliche Vorbilder in Unternehmen und Startups inklusive vermehrter Berichterstattung in den Medien über Gründerinnen. Wenn junge Frauen sehen, dass es bereits andere Frauen gibt, die erfolgreich gegründet haben, fühlen sie sich ermutigt und bestärkt und zweifeln weniger an ihren eigenen Kompetenzen.
Für Frauen, die bereits Kinder haben oder in Zukunft welche haben möchten, müsste es außerdem mehrere und flexiblere Betreuungsplätze geben. Selbst wenn Frauen noch gar keine Kinder haben, sondern bloß einen Kinderwunsch, schrecken viele vor dem Risiko und dem großen zeitlichen Investment, die eine Gründung mit sich bringt, zurück und wählen eher ein „sichereres“ und besser planbares Angestelltenverhältnis.
Es gibt also noch viel zu tun, aber erfreulicherweise hat sich auch in den letzten Jahren schon einiges getan. Wie heißt es so schön? — „Was lange währt, wird endlich gut.“ Bis dann wirklich alles gut ist, heißt es sich als Gründerinnen gegenseitig vernetzen, promoten und empfehlen und die eigenen Unsicherheiten und Ängste zu überwinden. Und zu guter Letzt: Einfach machen!
Fotocredit Portraitfoto: Barbara Pieber
Verfasserin:
Julia Oswald, Lehrerin und Gründerin des Podcasts Lunch Break Stories