Was auf den ersten Blick vielleicht nicht gleich zusammen passt, ist wohl mitentscheidend für den Erfolg eines Startups: Leadership und Startups. Mit Leadership (dt. Führung, Gesamtheit der Führungsqualitäten nach Oxford Languages) beschäftigen sich unzählige Fachpublikationen und Berater*innen. Mein Kollege Martin Mader und ich unterrichten seit einem Jahrzehnt in der akademischen Entrepreneurship-Ausbildung und Leadership ist dabei ein zentrales Thema. Auch wenn ich kein Team, keine Mitarbeiter*innen, kein Unternehmen führe – eine Person führe ich immer: mich selbst!
Self-Leadership startet morgens beim Aufstehen (Snooze vs. raus aus dem Bett) und beinhaltet auch Situationen, wo keiner zusieht (Treppe vs. Lift). Videoempfehlung dazu von Admiral William McRaven. Hab Respekt vor dir selbst! Wie du mit dir selbst umgehst (Zeit, Gesundheit, Beziehungen, Persönlichkeit) sagt vieles, wenn nicht alles über dich aus. Im Startup-Leben treten Situationen auf, die an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Eine positive Grundeinstellung hilft hier jedenfalls, diese Herausforderungen erträglicher zu machen und Lösungswege zu entwickeln. Jede Krise ist auch eine Chance. Und Selbstwirksamkeit wird oftmals unterschätzt. In diesem Zusammenhang stellt ein Experiment von Prof. Curt Richter aus dem Jahre 1957 faszinierende Ergebnisse fest. Hier der Link dazu. Again: konzentriere dich auf Dinge, die du beeinflussen kannst.
In einem Startup muss jedem Teammitglied klar sein, warum er oder sie Teil des Teams ist. Eine gemeinsame Vision ist dafür notwendig. Ist dies gegeben, steht Vertrauen immer vor Leistung und ist gleichsam die Basis jeder Beziehung (beruflich wie privat). Ein Team ist mehr als die Summe ihrer Individuen. Der Weg vom Individuum zum Team entsteht über Beziehungen zueinander. In meiner Verantwortung als Führungskraft gebe ich klare Vorgaben und Ziele aus (talk the talk, walk the walk). Dies schafft einen Ordnungsrahmen, an dem ich mich als Teammitglied orientieren kann. Das bedeutet im Umkehrschluss, Führungskräfte sind nicht nur für das Ergebnis verantwortlich, sondern auch für die Menschen, die das Ergebnis verantworten. Ich bin ein großer Simon Sinek-Fan und kann hier seine Bücher „Start with the why“ sowie „The infinite game“ empfehlen.
Sobald die ersten Mitarbeiter*innen angestellt werden und das Team wächst, treten neue Herausforderungen auf. Je klarer Aufgaben definiert sind, umso reibungsloser ist das zusammenwirken im Team. Gerade in der frühen Phase eines Startups sind jedoch Rollendefinitionen meist nicht vorhanden. Jede*r macht, was gerade anfällt und abgearbeitet werden muss. Das kann lange gut gehen, birgt aber immer Konfliktpotenzial und Reibungsverluste. Ab 15 bis 20 Teammitgliedern bedarf es einer 2 Führungsebene, die Verantwortung für Teilbereiche übernimmt. Spätestens hier braucht es klare Zuständigkeiten und zugewiesene Aufgaben. Oft nehme ich wahr, dass fachlich ausgezeichnete Mitarbeiter*innen in Führungspositionen kommen, ohne dafür geeignet zu sein. Vielfach führt die Dauer der Zugehörigkeit zum Unternehmen (Motto „frühe Mitarbeiter*innen steigen früher auf“) direkt zum vermeintlichen Aufstieg in der Karriere zur Führungskraft. Hier empfiehlt es sich, frühzeitig in HR und Organisationsentwicklung zu investieren. Coachings mit und für Mitarbeiter*innen und Teams sind essentiell um herauszufinden, wo die persönliche Eignung liegt. Ich sehe Leadership im Kern als Element, um Teammitglieder in ihrer Entwicklung zu unterstützen und sie in der Organisation ideal einzusetzen. Bewährt hat sich: Erkläre deinem Team das What aber nicht das How!
Verfasser:
Matthias Ruhri, Co-Gründer und Präsident der Gründungsgarage, Geschäftsführer von Probando.